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Der Ratgeber für alleinerziehende Väter www.allein-vaeter.de

Als ich selber — völlig unvorbereitet und überraschend — zum alleinerziehenden Vater wurde, das war 2004, veruchte ich, mich ein wenig über das Thema zu informieren. Was ich an Büchern fand, war veraltet, altbacken und/oder nur aus Frauenperspektive geschrieben. Kurz: es gab nichts, was einem wirklich ein Gefühl und eine realistische Einschätzung davon geben konnte, wie das Leben als Single Daddy so ist. Da ich Journalist bin, lag es nahe, selber ein Buch zum Thema zu schreiben. Der humboldt-Verlag, mit dem ich schon vorher im Gespräch war, war an dem Thema interessiert. Das Buch ist nun fertig — und inzwischen haben wir alle mehr denn je das Gefühl, dass das Thema im Trend liegt und wir einen Nerv getroffen haben.

Der Single-Papa, die unbekannte Spezies

Die Zahl der Alleinerziehenden-Haushalte nimmt insgesamt zu: Laut Statistischem Bundesamt gibt es in Deutschland mehr als 2,5 Millionen Alleinerziehende, davon sind rund 2,2 Millionen Mütter und rund 330.000 Väter. Oder anders gesagt: Rund 87 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen, 13 Prozent sind Männer. Es wird aber vielleicht nur noch ein paar Jahre dauern, und die Single-Daddys knacken die 20-Prozent-Grenze. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Trennungstendenz steigt weiter, etwa jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden, bald wird es jede zweite sein. Zudem gleicht sich die berufliche Situation von Männern und Frauen weiter an.

Urplötzlich allein mit Kids

Was würden Sie machen, wenn Sie nichtsahnend von der Arbeit nach Hause kommen und Ihre Wohnung versinkt im Chaos, es sieht nach Umzug aus. Von Frau und Kind keine Spur. Auf dem Küchentisch finden Sie einen Zettel: „Der Kleine ist bei der Nachbarin. Hole ihn ab!“ Das klingt ganz schön beängstigend, oder? Viele Fälle, die mir erzählt wurden, sind so oder noch viel dramatischer verlaufen. Dieses Kapitel ist also kein besonders heiteres. Es hat mit Tränen, Trennung, Schmerz und Schock zu tun. Und doch gehört es hierher. Denn damit fängt alles an.

Erstaunliche neue Erfahrungen

Oder der Gang zum Kinderarzt: Die Hölle. 25 Kinder in einem kleinen stickigen Wartezimmer, die meisten tummeln sich am Boden, schreien und balgen sich. Am Rand auf den Stühlen die wartenden Mütter, Zeitung lesend oder ins Handy tippend. Nur zu gern hatte ich diese Gänge meiner Frau überlassen. Eine derart mit Kindern und Kinderkrankheiten vollgestopfte Arztpraxis – da kann man ja nur mit Pickeln oder Masern wieder rauskommen! Na ja, und da musste ich dann durch, reihte mich ein zwischen den wartenden Damen und spürte interessierte und neugierige Blicke, während ich im (mitgebrachten) Spiegel blätterte (denn meist gibt es dort nur Freundin, Brigitte, Bunte, Für Sie und Der gute Rat.) Und plötzlich begann die attraktive, schwarzhaarige Single-Mutter (mit Sohn Paul, Platzwunde am Kopf), mich anzuflirten …

Im Dschungel neuer Begriffe

Nachdem Sie zum alleinerziehenden Vater „mutierten“ – wie auch immer es dazu kam -, werden Sie sich mit ganz neuen Begriffen auseinandersetzen müssen, die vorher in Ihrem Leben überhaupt keine Rolle spielten. Ein paar davon heißen Umgangsregelung, Aufenthaltsbestimmungsrecht, Alltagssorge, gemeinsames oder alleiniges Sorgerecht, Unterhaltsvorschuss, Trennungs- und Ehegattenunterhalt und sofort. Hier eine kurze Anleitung für den Schnellstart.

Wie die Ex mit dem Umgang umgeht

Der unschöne juristische Begriff „Umgang“ drückt etwas zutiefst Emotionales aus: den Wunsch eines Kindes, seine Eltern auch nach einer Trennung oder Scheidung nicht zu verlieren, das Recht, sie regelmäßig zu sehen und als Vater und Mutter zu behalten – auch wenn sie nun nicht mehr als Paar zusammen sind. Und wechselseitig den Wunsch des von den Kindern getrennten Elternteils, diese regelmäßig sehen zu können.
Weil diese Wünsche oft nicht ohne Hilfe durchgesetzt werden können, gibt es als rechtliche Handhabe das Umgangsrecht. Es gibt Kindern ohne weitere Voraussetzungen das Recht auf Umgang mit jedem Elternteil. Und andererseits hat jeder Elternteil ohne weitere Voraussetzungen ein Recht (und eine Pflicht) auf Umgang mit seinem Kind.
Was in der Theorie einfach und plausibel klingt, ist in der Praxis oft extrem schwierig umzusetzen. Schuld sind die Emotionen, die hochkommen, wenn man dem Expartner begegnet oder auch nur mit ihm telefoniert. Schuld ist die oft nicht abgearbeitete Paar-Beziehung. Man hat sich ja nicht grundlos getrennt. Vielleicht sind schlimme Dinge passiert: Lügen, Betrug, Beleidigungen, emotionale oder sogar echte Schläge. – Das Kind/die Kinder können dafür zwar nichts, sind aber doch oft die Leidtragenden, weil die Erwachsenen keine vernünftigen Absprachen, keine faire Umgangsregelung finden können.

Grausamer Haushaltskram

Ordnung ist relativ. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik, eines der wichtigsten physikalischen Gesetze, besagt – für unsere Zwecke einmal sehr vereinfacht ausgedrückt -, dass alle Moleküle im Universum, alle Dinge im Raum, das Bestreben haben, sich gleichmäßig zu verteilen. Jetzt schauen Sie sich Ihr Wohnzimmer an: Auf der einen Seite das Bücherregal, alle Bücher fein säuberlich nebeneinander, auf der anderen Seite die HiFi-Anlage mit den systematisch gestapelten und „geordneten“ CDs und DVDs. Herrscht hier Gleichverteilung? Mitnichten. Dann werfen Sie einen Blick ins Kinderzimmer: Alle Klamotten über den Fußboden und das Bett verstreut, dazwischen ebenso wild verteilt: Bücher, CDs, Stifte, Spielsachen. Man kann sagen, hier herrscht fast eine perfekte Gleichverteilung. Gleichverteilung, was war das nochmal? Ach so, Ordnung!

Frauen zahlen keinen Unterhalt

Eine Untersuchung von Prof. Roland Proksch für das Bundesjustizministerium lässt folgenden Schluss zu: 65 bis 75 Prozent der unterhaltspflichtigen Frauen zahlen keinen Unterhalt für ihre Kinder. Bei den Männern sind es nur 15 bis 20 Prozent, die hartnäckig nicht bezahlen. Die Zahlen sprechen für sich. Dabei wurden 2002 unter anderem die Unterhaltszahlungen an Elternteile mit alleinigem und gemeinsamem Sorgerecht erfasst, und zwar aufgeschlüsselt nach Männern und Frauen. — Zu fast identischem Ergebnis kam bereits 1996 Michael Matzner in einer empirischen Untersuchung zur Lebenslage alleinerziehender Väter. Dabei wurden 66 alleinerziehende Väter im ganzen Bundesgebiet schriftlich befragt. 80 Prozent der Mütter zahlten keinen Kindesunterhalt.

Vor Gericht: Gleiches Recht für keinen

Gleichheit hat das nichts zu tun, sondern eher damit, dass sich die Gerichte schwer tun, alt eingefahrene Gleise zu verlassen.“ Stellvertretend für viele sagt dies ein alleinerziehender Vater aus Berlin. Der Kampf um seinen Sohn war vergleichsweise kurz: ein Jahr.
Auf meinem Schreibtisch stapeln sich Erzählungen von Männern, die ihre Erlebnisse vor Gericht als drastische Ungerechtigkeiten erlebt haben. Sie berichten von unterschiedlichem Recht, je nachdem, ob ein Verhalten der Frau (Mutter) oder des Mannes (Vater) beurteilt werden soll. Detaillierte wissenschaftliche Untersuchungen dazu gibt es keine, erst recht keine Beweise. Die Berichte der Betroffenen sind aber eindeutig, und neuere wissenschaftliche Arbeiten deuten so ein Rechtsgefälle zumindest an.

Sex für Single-Daddys (und Liebe natürlich auch!)

Als Single-Daddy haben Sie in der Liebe bessere Karten, als Sie vielleicht denken. Denn Sie bringen eine Menge Attribute mit, die Frauen gefallen: Sie sind zuverlässig, fürsorglich, geduldig und haben ein großes Einfühlungsvermögen. Sie strotzen vor Tatkraft und meistern Ihr Leben im Multitasking-Modus. Sogar kochen können Sie, Sie tragen den Müll selbst runter und wissen, wie viel die Milch kostet. Und wenn Sie mit ihren hübschen Kids durch die Fußgängerzone schlendern, lesen die schönen Frauen, die Ihnen begegnen, eine wichtige implizite Botschaft ab: „Der Mann ist zeugungsfähig, und die Kinder sind wirklich entzückend!“ Da weiß frau gleich, woran sie ist … Einschränkend muss gesagt werden: Es gibt beim Flirtfaktor ein enormes Stadt-Land-Gefälle.

Tu, was du willst!

Kinder reisen gern. Es ist für sie ein Abenteuer, oft ein unvergessliches Erlebnis. Und Kinder sind keine anspruchsvollen Reisenden, sie kommen mit vielen Situationen klaglos klar: schaukelnde Busfahrten, endlose Flüge oder auch stundenlange Fußmärsche, alles ist machbar, alles halb so schlimm. Nur eins ist Bedingung: Die Bezugsperson muss da sein. Kinder fühlen sich dort zu Hause und geborgen, wo Vater oder Mutter ist. Das Drumherum ist Nebensache. Darum ist Reisen mit Kindern viel leichter, als man denkt. Aber nur, wenn Sie immer aufmerksam für ihre Kids da sind, wenn es Teamwork ist.

Esoterisches Schlusskapitel

Ihr habt euch getrennt. Vielleicht war es ein schlimmer Abschied, vielleicht sogar Krieg und Terror. Auch wenn du meinst, du seist aufs gemeinste hintergangen worden, auch wenn du glaubst, du bist verraten: Frage auch immer nach deinen Anteilen. Erinnere dich, dass du diese Frau ja auch einmal geliebt hast. Warst du damals geistig umnachtet? Wahrscheinlich nicht. Euer System hat damals einfach noch funktioniert. Wenn sich zwei Menschen zusammentun, dann finden sie etwas ineinander. Es ist die Kompatibilität der unbewussten Anteile, der Schwingungen des Unterbewusstseins, die uns zusammenhält. In vielen Fällen ist es aber nur ein vorübergehender Gleichklang. Es gibt da keine Schuld. Versuche also, ein entspanntes, normales Verhältnis zu deiner Ex hinzukriegen. Erwarte keine Wunder, so etwas braucht Zeit von beiden Seiten, aber man kann Fortschritte machen. Im Idealfall werdet ihr irgendwann Freunde – aber das ist weiß Gott ein langer Weg…